Kremayr & Scheriau BSIN05400669 1996, Deutsch, HC, 128 S., Format: 12,5 x 20,6 cm
Zustand: sehr gut erhaltenes Exemplar, Stempel des Vorbesitzers auf Innenseite

Wischenbart, Rüdiger - Die Sehnsucht nach der großen Stadt (Fremdlingsgeschichten aus Wien)

Klappentext:
Die Sehnsucht nach der großen Stadt, so schrieb Manès Sperber in seinem autobiographischen Bericht „Die Wasserträger Gottes“, habe er bis zu jenem Tag bewahrt, an dem er in Wien eintraf. Was dann folgte, war Ernüchterung.
Wien ist keine Stadt, welche die Ankunft leicht macht. Gleichzeitig aber lebt die Stadt an der Schwelle zwischen Nord und Süd, zwischen West und Ost, von der Zuwanderung. Ohne sie wäre Wien nicht vorstellbar. Ohne sie macht eine Großstadt keinen Sinn.
Wien wurde zur modernen Metropole, als um die Jahrhundertwende Hunderttausende, vor allem aus Böhmen und Galizien, in die Hauptstadt strömten. Die kreativen Explosionen des Fin de siècle wurden von Zuwanderern provoziert; der Wiederaufbau und das österreichische Wirtschaftswunder nach dem Zweiten Weltkrieg wären ohne die Mitarbeit der Sudetendeutschen, später der Gastarbeiter nicht möglich gewesen. Und daß seit 1989 Wien erneut Neugierde und Imagination mobilisiert, liegt wieder an der Öffnung alter und neuer Grenzen.
Doch anders als die großen Immigrations¬metropolen der Moderne, anders als Paris, London oder New York, verleugnet Wien dieses Prinzip. Lieber verspinnt sich die Stadt in grotesker Selbstverliebtheit, lieber hängt sie dem alten Topos von der „Kulturhauptstadt“ nach. Lieber ergeht sie sich in destruktiven Kulturkämpfen zwischen den Fronten von Urbanität und Provinzialität.
Anhand von konkreten Fallgeschichten und Ortsbesichtigungen untersucht der Autor Wiens Verhältnis zu den Fremden. Der Bogen reicht von Theodor Herzls Idee einer kollektiven Auswanderung aller lu¬den über Karl Luegers Methoden, aus Wien eine „deutsche Stadt“ zu machen, bis zu den neuesten Bruchlinien innerhalb der Stadt, an denen die Ausgrenzung der Anderen – seien es nun Arbeitsmigranten, Kinder von Gastarbeitern oder Zuwanderer aus den ehemals sozialistischen Ländern – deutlich wird.
Klassische Reportage und historisches Material, persönliche Beobachtungen und essayistische Analyse ergänzen einander zu einem subjektiven, teilweise polemischen Porträt von Wien.
Price: 6,90 EUR