Ausgehend von Charlie Parker, dem Heros des Bebop, hat sich Charlie Mariano seinen eigenen, unvergesslichen Stil auf dem Altsaxophon geschaffen. Stationen dieser lebenslangen Entwicklung waren Stan Kenton, Charles Mingus, die Fusion-Band Osmosis, das Trio mit Philip Catherine und Jasper van't Hof, das United Jazz & Rock Ensemble, das Karnataka College of Percussion oder auch die Band von Rabih Abou-Khalil ("Between Dusk And Dawn", "Blue Camel", "Sultan's Picnic").
Mit 83 Jahren gehört Mariano heute zu den eigenständigsten, vielseitigsten und kreativsten Stimmen im Jazz. Er hat sein Spiel mit unzähligen Musikern auf verschiedenen Kontinenten in Einklang gebracht, ohne dabei je seine Kunst, seine Seele oder seinen unverkennbaren Sound zu verraten. Bei jeder dieser Gelegenheiten konnte er der Musik seiner Mitspieler etwas sehr Persönliches hinzufügen.

Auf seinem neuesten Album, "Silver Blue", spielt Mariano mit seiner liebsten europäischen Rhythmusgruppe, dem Cholet-Känzig-Papaux Trio, einem französisch-schweizerischen Team, das sich vor einigen Jahren zusammengefunden hat.
Wenn man sie hört, versteht man Marianos Wahl: Diese Musiker haben die amerikanische Tradition in sich aufgesogen und zugleich einen Weg gefunden, ihre europäische Sensibilität in Harmonien und Rhythmen des Jazz auszudrücken. Mariano ist genau der Richtige bei diesem Prozess des Mischens und Verarbeitens von Einflüssen: In Boston geboren, Spross italienischer Eltern, im amerikanischen Bop-Business groß geworden, dann nach Europa gegangen, lebte er außerdem viele Jahre in Japan und Malaysia und hat sich tief in die klassische indische Musik und andere "World"-Traditionen eingefühlt.

"Silver Blue", überwiegend ein Balladen-Album, präsentiert aufs Beste Marianos Kunst im Umgang mit Melodie und Stimmung. "Hoch sensibel und relaxt, abgeklärt und kraftvoll zieht Mariano seine Register", beschreibt die Financial Times den Stil des Saxophonisten. Die Weltwoche führt aus: "Der brüchige Glanz seiner expressiven melomanen Flüge ist einmalig: strahlend, aber -- ein Ikarus des Saxofons -- immer vom Absturz bedroht." Mit seinem individuellen Sound, der mal verträumt und zerbrechlich klingt, mal eher klagend oder bissig, erzählt Charlie Mariano vom Blues, von der Freude, vom Leben.
Musiker:
Charlie Mariano (alto saxophone), Jean-Christophe Cholet (piano), Heiri Känzig (bass), Marcel Papaux (drums).
9 Tracks.